Am Donnerstag entscheidet die Stadtverordnetenversammlung in Königstein über eine Neugestaltung der Innenstadt. Es geht um Klimaresistenz, eine bessere Aufenthaltsqualität, mehr Barrierefreiheit und 5 Millionen Euro Fördergeld. Bürgermeister Leonhard Helm liegt viel daran, dass jetzt nach jahrelanger intensiver Arbeit eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen wird.
Die Neugestaltung der Konrad-Adenauer-Anlage wird im Herzen der Stadt eine neue, wesentlich verbesserte Lebensqualität bieten. Mit einer deutlichen Vergrößerung der Grünflächen, neuen Bäumen und Pflanzbereichen, die auch dem Klimawandel standhalten und aus großen Zisternen bewässert werden, erfrischenden Brunnen, Spielgeräten für Jung und Alt, aber auch mit barrierearmen und wettergeschützten Bushaltestellen, komfortableren Parkplätzen für Autos und Fahrrädern, jeweils mit Lademöglichkeiten.
Gleichzeitig werden die vorhandenen Qualitäten gestärkt: Der alte Brunnen wird wiederbelebt, die Reste der alten Klosteranlage werden in die Gestaltung einbezogen und im Bereich des früheren Klostergartens soll mit neuen Kräuterbeeten an die Tradition angeknüpft werden. Der Kapuzinerplatz wird für den Markt ausgeweitet und bietet so Platz für zusätzliche Marktstände. Der Individualverkehr auf der Georg-Pingler-Straße wird auf die echten Anlieger beschränkt, die pausierenden Busse verschwinden aus dem Stadtbild.
Mit der neuen Planung legt Bürgermeister Leonhard Helm eine Symbiose aus den Planungen des Magistrats, die bereits vor fünf Jahren veröffentlicht und seitdem in der Stadtverordnetenversammlung weiter diskutiert wurden und den Ideen aus der aktuellen Bürgerbeteiligung dieses Sommers vor. Integraler Bestandteil ist nun das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“, in dem der Stadt eine Förderung in Höhe von 4.998.059 Euro zugesprochen wurde. Um diese Mittel nicht verfallen zu lassen, muss die Stadtverordnetenversammlung noch im Dezember eine Grundlagenentscheidung über die Planung treffen: „Die Versuche, jede Entscheidung in der Stadt hinauszuzögern, müssen nun enden, denn die Förderung steht in voller Höhe oder zumindest erheblichem Anteil auf dem Spiel. Da ist auch Mut zur Veränderung angesagt!“, formuliert Bürgermeister Helm.
Vieles sei liebgewonnen, aber vieles sei auch einfach schlecht: „Die Phalanx der Busse direkt vor den Häusern in der Georg-Pingler-Straße, Haltestellen, die weder mit Wetterschutz noch mit der verpflichtenden Barrierefreiheit ausgestattet werden können, der matschige und nicht wintertaugliche Weg durch die Anlage, die zu engen Parkbuchten, der ineffiziente Parkplatz P2, die unsinnige Aufteilung der Bürgersteige in der Hauptstraße, ganz zu schweigen von den holprigen Asphaltoberflächen und den überalterten Parkautomaten - all dies muss erneuert werden. Aber das geht nur in einem neuen Gesamtkonzept“, erläutert Helm zu den Gründen der grundlegenden Neugestaltung.
Ein wichtiger Punkt des Konzeptes ist die klimaangepasste Bepflanzung und die Bewässerung mit dem Wasser der Filterspülungen im Kurbad sowie gesammeltem Regenwasser. Manche Pflanzen werden die weitere Klimaerwärmung nicht überleben, weiß man aus der Biologie. Und auch resistentere Arten brauchen regelmäßige Bewässerung. „Die Zisternen können wir aber erst planen und umsetzen, wenn wir die Anordnung der übrigen großen Elemente der zentralen Innenstadt festgelegt haben - insbesondere die der Parkplätze und die der Bushaltestellen“, erläutert die Leiterin des Fachdienstes Stadtplanung, Sonja Kupfer. Deshalb habe sich bei der Bürgerbeteiligung und in der Politik das Rosengärtchen als Standort für beides herauskristallisiert. Die Stadtplanerin: „Aber das Förderprogramm ermöglicht es uns, diesen Eingriff durch eine erhebliche Erweiterung der Grünflächen mehr als nur zu kompensieren. Eine Win-win-Situation für alle wäre, wenn dann auch noch die zukunftsweisende Idee des Stadtbalkons umgesetzt werden kann.“
Ein zentraler Punkt der Veränderung ist die Bushaltestelle Stadtmitte - der „zentrale Omnibus Bahnhof (ZOB)“. Der zweitgrößte Umschlagplatz im Nahverkehr des Hochtaunus hat Bedeutung: Wie der Frankfurter Flughafen im Großen, so ist auch der Busknoten in Königstein im Kleinen ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Das ist auch eine vorweggenommene Antwort des geplanten SUMP, mit dem die Stadtverordneten die Richtung „nachhaltige urbane Mobilität“ eingeschlagen haben: „Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, optimale Übergänge zwischen den Verkehrsmitteln, Zentralität - das sind die Anforderungen aller SUMPs an einen Busknoten. Das optimieren wir in unserer Planung“, erläutert Bürgermeister Helm. Überdachte Haltestellen, barrierefreier Einstieg in die Busse, problemloser Umsteigevorgang, aber auch unsichtbare Pausenpositionen für die Busse - all das sei in der neuen Planung möglich.
Auch in Sachen Parkplätze soll es Veränderungen geben: Die Parkplätze sollen in einem unterirdischen Parkdeck verschwinden, großzügig, hell, trocken und geschützt, aber zugleich nahe der Hauptstraße und gut zu erreichen. Lademöglichkeiten für e-Autos gehören bei neuen Parkplätzen zum Standard. Neu werden trockene und geschützte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sein, ebenfalls mit der Möglichkeit zum Laden der Akkus. Der Bürgermeister: „Dass wir aktuell an zentralster Stelle nur Autos parken, ist historisch gewachsen, aber viel zu schade für einen solchen Ort. Die stehen unter einem Dach viel besser. Und das soll letztlich großzügig begrünt, neue Flächen für den Aufenthalt von Menschen bieten.“
„Mir ist allerdings sehr bewusst, dass jede Veränderung Ängste weckt - Ängste, Gewohntes zu verlieren und sich mit dem Neuen nicht anfreunden zu können“, sagt Helm. Er erinnert daran, dass ähnliche Ängste bei so vielen neuen Projekten entstanden sind. Die Verlegung des Sportplatzes in Schneidhain etwa hatte fast den halben Stadtteil gegen sich - heute nutzen auch die meisten damaligen Gegner gerne den neuen Netto-Markt, der Sportplatz und das Vereinsheim bieten unvergleichlich bessere Möglichkeiten und die Rollschuhbahn und der Spielplatz sind ein voller Erfolg. Auch die Errichtung des Edeka hatte seinerzeit große Ängste hervorgerufen: Der Rewe in der Innenstadt hat den Wettbewerb jedoch gut überstanden und die beiden Märkte binden erhebliche Kaufkraft in unserer Stadt.
Die Politik in Königstein muss nach Ansicht des Bürgermeisters den Mut finden, Entscheidungen für eine bessere Zukunft zu treffen. „Im ganzen Land leiden die Innenstädte unter den Entwicklungen des Handels. Wer hier nicht die Attraktivität der Stadt im großen Stil verbessert, wird sehr bald das funktionierende Zentrum verlieren. Und dann prägen leerstehende Ladenflächen und eine leere Fußgängerzone unser Stadtbild. Das gilt es zu verhindern“, schließt Helm seinen Appell an die Königsteiner Stadtverordneten ab.